Ardi - Das Bindeglied zwischen Mensch und Affe

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1992 hatte man in Äthiopien einen Zahn gefunden. Bis 1995 hatte man weitere Fossilien gefunden, die darauf schließen ließen, dass man eine neue Art eines menschlichen Vorfahren gefunden hatte.

 

Tim White (University of California in Berkley) taufte sie auf den Namen Ardipithecus ramidus, wobei er sich auf die lokale Sprache, dem Afar, bezogen hatte, indem „ardi“ Boden und „ramid“ Wurzel bedeutete.

 

1997 hatte man ein zum Großteil erhaltenes Frauenskelett aus-gegraben. Das wohl älteste Skelett eines Homoiden, das in dieser Vollständigkeit bislang entdeckt wurden ist.

 

Bis zum Ende der Grabungen im Jahre 2008 wurden noch weitere 35 Individuen, 150.000 Fossilien von Pflanzen- und Tierarten, die alle miteinander auf ein Alter von 4,4 Millionen Jahren datiert wurden sind. Somit lebte sie relativ kurz nach der Zeit der Aufspaltung von Mensch und Schimpanse, die nach genetischen Untersuchungen auf zirka fünf bis sieben Millionen Jahre geschätzt wird.

 

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Das sensationelle an diesem Fund ist jedoch nicht allein das Alter, sondern dass Ardi schon bereits zirka eine Millionen Jahre vor „Lucy“, durch ihren Körper-bau, an den aufrechten Gang angepasst war.

 

 

Ardis archaisches (altes) Skelett verrät genau soviel über uns, als auch über unsere nächsten Verwandten. Dazu hat sie jedoch kaum Ähnlichkeiten mit dem heutigen Schimpansen, bis auf das Gehirnvolumen war ähnlich groß.

 

Der Aufbau des Fußes und die Konstruktion des Beckens (mit Einschränkungen) weisen darauf hin, dass Ardi zeitweise eine zweifüßige Lebensweise geführt hatte. Dazu kommt noch, dass der Kopf, wie beim Menschen, auf der Wirbelsäule balanciert wird. Bei Affen jedoch endet das Rückrad viel höher am Hinterkopf. Somit weißt die Schädelbasis noch mehr auf einen aufrecht gehende Lebensweise hin.

 

Somit war Ardi ein Bodenbewohner, der sich bei Bedarf immer wieder auf die Bäume zurück ziehen konnte. Jedoch kletterte sie nicht, wie die heutigen Menschenaffen, die sich von Ast zu Ast schwingen. Viel eher „krabbelte“ sie auf allen Vieren. Dafür spricht der große Zeh, der ihr zum zupacken blieb. Beim späteren Australopithecus war dieser bereits verschwunden.

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Sie hatte eben so ein extrem flexibles Handgelenk und relativ kurze Arme, im Gegensatz zu den schwingenden Schimpansen oder den Gorillas.

Dem entsprechend war sie keine talentierte Kletterin und genau so wenig eine grazile Läuferin.

 

Daher gibt es neue Überlegungen, die dahin gehen, dass Ardi nicht die Fähigkeit zum klettern verlor, sondern, dass sich die Schimpansen diese Fähigkeit im laufe der Zeit zu nutze gemacht haben und diese spezialisiert haben. Dies geschah indem die Arme deutlich länger wurden und die Handgelenke für die bessere Kontrolle versteiften. Für diese Art der Fortbewegung gibt es bislang auch keine Hinweise bei den Urahnen des Menschen. Wenn dies zutreffen würde, wäre der Vierfüßergang die übliche Forstbewegungsart für die Urahnen der heutigen Menschenaffen gewesen und sie wären nicht die ausgemachten Baumbewohner gewesen, für die man sie hielt.

 

Ein weiterer Unterschied zu den heutigen Schimpansen wäre das Gebiss. Schimpansen haben regelrechte Hauer als Eckzähne, die sie auch durch ihr aggressives Sozialverhalten, das aus drohen, zubeißen und kämpfen besteht, benötigen. Dieses Verhalten hatten Ardis männliche Verwandten wohl nicht nötig, andern falls wäre die Struktur von männlichen und weiblichen Artgenossen nicht so ähnlich gewesen. Dem entsprechend hätten sie nicht die selben abgerundeten Eckzähne wie ihre weiblichen Artgenossen haben dürfen. Da sie aber diese, auch für spätere Homo-Linien typischen, abgerundeten Eckzähne hatten, weißt das darauf hin, dass sie eher ein friedliches Zusammenleben gehegt haben. Eben so spekulieren die Forscher, dass es bei den Archipithecusen keine Haremsbildung gab, sondern dass sie wohl möglich ein Zusammenleben in längerfristigen Zweierbeziehungen geführt haben.

Es gibt erstaunliche parallelen zu dem sechs bis sieben Millionen alten Sahelanthropus tchadensis (von dem nur Schädelknochen bekannt sind), Orrorin tugenensis und dem Ardipithecinen zugerechnetem A. kadabba, der ein mutmaßlicher Vorfahre Ardis sein soll.

Sie alle unterscheiden sich wohl nicht in dem Maße zu jüngeren Verwandten, wie es angenommen wurde. Weitere Funde könnten an dem etabliertem Gerüst des Stammbaumes des Menschen rütteln.

Dem entsprechend müsste man alle drei Arten zu einer einzelnen dann zusammenfassen.

 

 

Noch zu bemerken wäre, dass die bislang angenommene Savannen-Theorie durch den Fund von Ardi an ihrer Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Savannen-Theorie besagt nämlich, dass das verlassen des Waldes spätestens bei Australopithecus zum aufrechten Gang geführt hatte. Vor allem in der offenen Fläche würde der Gang auf zwei Beinen seine Vorteile ausspielen, sei es, weil er einen besseren Überblick bot, das er die Körpertemperatur besser regulieren konnte oder sonstige Vermutungen.

Da sich aber der Zweifüßer Ardipithecus ramidus inmitten der schönen Wälder tummelte, wie es der Fundort und die weiteren Fossilien bestätigen, scheint die Savannen-Theorie brüchig geworden zu sein.

 

 

Ende


Sources: evolution-mensch.de / wikipedia.org / wissenschaft.de 

by Patrick Klapetz (2010 May)

Date 2011, May 17th


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