Film-Rezension

DUNKIRK bedeutet Filmrevolution

Bildquelle: Screenshot (YouTube/ Warner)
Bildquelle: Screenshot (YouTube/ Warner)

Es ist Frühsommer 1940. Der Zweite Weltkrieg ist zu Gange. Im Zuge des Westfeldzugs befehlt Hitler den Angriff auf die Beneluxländer. Die Wehrmacht gewinnt die Oberhand. Die Frontlinien der Alliierten fallen. Der Rückzug wird angeordnet. 370.000 Soldaten sind auf der Flucht. Der letzte Rückzughafen befindet sich in der Stadt Dünkirchen, am nördlichen Zipfel Frankreichs. Nur der Ärmelkanal trennt die Truppen von ihrer Heimat Großbritannien.

 

Bis zur Einnahme Dünkirchens durch die Wehrmacht am 4. Juni verteidigen britische und französische Truppen den Brückenkopf. Die Deutsche Wehrmacht kann die Alliierten überrennen. Doch Hitler stoppt den blitzartigen Vormarsch vorerst. Warum? Das ist bis heute unklar. Diese Maßnahme verschafft den Alliierten drei weitere Tage. Operation Dynamo wird in Kraft gesetzt. Alle verfügbaren Wasserfahrzeuge, zu denen viele zivile Boote gehören, sollen die Küste von Dünkirchen evakuieren. Die bis dahin größte Evakuierung von Truppen rettet 230.000 britischen und 110.000 französischen Soldaten das Leben. Wäre Operation Dynamo nicht geglückt, wären fast alle britischen Berufssoldaten zu diesem Zeitpunkt gefallen. So weit die Geschichte.

 

Nolans Kriegsdrama

Nun vermutete man in einem Hollywood-Streifen einen heroisch aufgearbeitete Geschichte. In dieser gibt es den einen Helden, der dem Untergang nahe ist, aber am Ende das Ruder noch herumreißt. So nicht bei Regisseur Christopher Nolan. Er bewies sein Können bereits in der Batman-Trilogie sowie in seiner 2001: A Space Odyssey-Hommage Interstellar. Mit Dunkirk bringt er den traditionellen Genre des Kriegsfilms auf ein neues Level. Nicht mehr die Schauspieler und ihre Dialoge stehen hier im Mittelpunkt – auch wenn neben vielen unbekannten Schauspielern Gesichter wie Tom Hardy (Taboo), Matthew Joy (Batman-Trilogie), Mark Rylance (Bridge of Spies) oder Kenneth Branagh (Regie bei Thor) zu sehen sind. Vielmehr steht die pure Masse an Soldaten, die sich nach der Heimat sehnt, im Fokus.

 

Bild und Ton spielen ineinander über. Die Story teilt sich in Luft-, Wasser- und Bodenschlacht auf. Den Feind bekommt man kaum zu Gesicht. Der fanatische Bombenhagel bildet die Ausnahme. Ein Mix aus Angst, Tod und verrinnende Hoffnung auf Rettung sind zu spüren.

 

Das geheimnisvolle Ticken der verrinnenden Zeit im Hintergrund ist ein wesentliche Element des Films. Filmkomponisten Hans Zimmer nahm das Ticken von Nolans Taschenuhr auf und untermalt somit Dunkirk. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Wehrmacht den Strand einnimmt. Wird die Rettung gelingen?

 

FAZIT

In Dunkirk zeigt Nolan, der sich das erste Mal an eine wahre Geschichte wagt, was Krieg tatsächlich ist: Grausam. Todbringend. Zerstörerisch. Fanatisch.

Doch am wichtigsten: Verzichtbar!

 

Visuell ist Dunkirk ein Meisterwerk und revolutioniert die eingefahrenen Erzählstrukturen des Genres. Als Dokumentation kann man ihn nicht sehen. Dafür stimmen einige Details nicht. Nicht das Ankommen der zivilen Boote rettet die meisten Soldaten, sondern die Marineschiffe. Dramaturgisch gesehen, darf ein Spielfilm die Wahrheit biegen. Bereits der Altgrieche Homer nahm sie nicht so ernst in seiner Ilias – ebenfalls ein Kriegsdrama.

 

Zweifellos ist Christopher Nolan einer der gefragtesten Regisseure unserer Zeit. Seine nicht-linearen Erzählstruktur und seinen kurzen Zeitsprüngen bleibt er treu. Leider stiften sie in Dunkirk manchmal Verwirrung. Das macht der rasante Geschichtsaufbau wieder weg. Mit Dunkirk revolutioniert Nolan den Kriegsfilm und macht ihn wieder Salonfähig. Visueller Hochglanz und Spannung sei Dank. Um in den Olymp der Filmemacher aufgenommen zu werden, muss Nolan noch ein bisschen an der Küste von Dünkirchen ausharren.

 


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Sources: YouTube.com, film.at, filmstarts.de, wikipedia

by Patrick Klapetz

Date 2017, July 27th


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